domingo, 19 de abril de 2015

EVEN MORE ON FALSE BRIDES

On the first two nights, the husband sleeps, drugged by the rival bride...
When he finally awakes -as if from the dead- and recognizes the heroine, the spell is broken: he rejects the false bride and embraces the true one.

...the alienation of enchantment, symbolized in the person of the rival bride...

Konsequenterweise wird die Neue Braut dazu eingesetzt, das Ansehen der Heldin zu erhöhen.
In den Märchen mit Neuer Braut betrügt der Held seine Partnerin, und wird für seinen Seitensprung
nicht bestraft.

Als Konkurrentin der Heldin gehören
sowohl die neuen Bräute, als auch die Stiefmutter zum negativen Märchenpersonal.

Die weiblichen Nebenfiguren bekunden ihren Unmut bezüglich einer Beziehung. Sie müssen
den ungeliebten Mann nicht heiraten, zahlen dafür aber oft mit dem Tod. Entscheidend ist die
Betonung ihrer Autonomie.

Neue Braut

In meist zweiteiligen Märchen mit einer Suchwanderung wendet sich der Mann durch von
außen zugeführte Magie oder schlichtes Vergessen einer anderen Frau zu. Die rechte Braut
versucht, ihn wieder an sich zu binden, und ihn aus den Fängen der neuen Braut zu befreien.
Die neuen Bräute stehen in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu der weiblichen Haupt-
figur. Bis auf KHM 56 (Der liebste Roland), sind die wahren Bräute Königstöchter von Geburt
bzw. durch Heirat.
In KHM 67, KHM 88 und KHM 186 ist die Neue Braut eine royale Infantin. Das Bild dieser
Frauen ist sehr divergent. Während die Königstöchter aus KHM 67 und KHM 186 ohne ihr
Zutun in die Position der Heiratsaspirantin geraten, und weiterhin keine aktive Rolle in den
Erzählungen einnehmen, ist die Neue Braut aus KHM 88 aktiv 
daran beteiligt, die Qualen der wahren Braut zu erhöhen. Aus dem erlittenen Gestaltverlust
befreit, entführt sie den Prinzen, bezaubert ihn, und betrügt die wahre
Braut, indem sie ihrem Mann Schlafmittel verabreicht. Sie dominiert den Prinzen, der sich ihr
hingibt, und in dieser Situation eine passive Rolle einnimmt. In KHM 88 und KHM 186 geht
das Märchen nicht auf das Schicksal der neuen Braut ein. In KHM 67 wird sie zurück in ihr
Reich geschickt. Die Funktion der neuen Braut ist immer die der Konkurrentin. Neben ihr erscheint
die Heldin strahlender und frommer. Sie kann nie zur Gewinnerin des Märchens werden.
Ist sie im Interesse des Handlungsfortgangs unwichtig, wird über ihre Person geschwiegen,
egal, ob sie absichtsvoll oder ohne Verschulden in diese Situation gelangt ist.

Neue Braut

KHM 56, KHM 113, KHM 127, KHM 193 und KHM 198 geben keine Auskunft über den
Stand der neuen Heiratsaspirantin. Das Motiv der erkauften Nächte findet sich in KHM 113,
KHM 127 und KHM 198 wieder. Die neuen Bräute wollen die Hochzeit erst vollziehen,
nachdem sie ein bestimmtes Kleid von der wahren Braut erworben haben. Dabei betrügen alle
die Besitzerin, indem sie dem Bräutigam einen Schlaftrunk zuführen. Dafür werden sie unterschiedlich
bestraft: Sie bekommt die Kleider als Entschädigung für die geplatzte Hochzeit
(KHM 193), muss weg (KHM 113), ihr wird der Kopf abgeschlagen (KHM 198), oder sie
wird nackt denunziert (KHM 127). Der Kleiderwunsch unterstreicht die Freude an materiellen
Gütern.
Die Neue Braut in KHM 56 wird nur kurz beschrieben: Roland gerät in ihre „Fallstricke“. Ihr

weiteres Schicksal bleibt unerwähnt.
Das Verhältnis des Bräutigams zur neuen Braut wird sehr distanziert und kühl beschrieben.
Eine solche Beziehung steht konträr zur oft leidenschaftlichen Beziehung von rechter Braut
und Partner. Die Zuwendung des Mannes zu einer neuen Partnerin verdeutlicht, wie austauschbar
die Frauen für den Helden sind. Mitleid der Erzähler für die Neue Braut bleibt in
allen Märchen aus. Es lässt sich feststellen, dass zwischen den Ständen kein signifikanter Unterschied
in der Beschreibung der neuen Braut stattfindet, da gleiche Motive in beiden Gruppen
auftauchen. Auch lässt sich ein Gleichgewicht der Aktivität erkennen.
Alle Bräutigame akzeptieren die neuen Bräute vorbehaltlos, und widersprechen keiner Beziehung.
Die Funktion der neuen Braut muss als sehr frauenfeindlich bezeichnet werden, da sie
unschuldig und oft ohne Kenntnis der vorherigen Partnerschaft eine Bindung mit dem Mann
eingeht und ungeachtet ihrer Zuneigung am Märchenende verschwindet, ohne erzählerische
Spuren zu hinterlassen.

MÄRCHENATLAS:
Der Mann verschwindet daraufhin an einen weit entfernten, magischen Ort, wo er eine andere Frau (typischerweise die Tochter einer bösen Fee) heiraten soll. Die Schöne ist bereit, bis ans Ende der Welt zu gehen, um ihren Liebsten zu finden und zu erlösen, wobei ihr Zauberkräfte zuwachsen. Mit kostbaren Gegenständen erkauft sie sich drei Nächte bei ihrem Mann. Die neue Braut versucht, den Mann durch einen Schlaftrunk unempfindlich zu machen, doch in der letzten Nacht kann die rechtmäßige Frau ihn erreichen und erlösen.


HEINO GEHRTS:

Eine andere Art von Zwangsschlaf findet ihren Ausdruck regelmäßig durch einen Schlaftrunk, der verabreicht wird, und zwar in dem Motivzusammenhang der vergessenen Ehefrau des Typs 425 A. Dort hat die junge Frau ein Verbot übertreten, infolgedessen wird der Mann ihr entrückt, und er hat sie vergessen. Am Ende sucht sie sich dem Schlafenden wieder ins Gedächtnis zu rufen durch die nächtliche Schilderung ihrer Suchwanderung oder durch die Anrufung des gemeinsam Erlebten. In den ersten beiden Nächten vernimmt der Mann nichts; denn seine jetzige Braut reicht ihm, nachdem sie der ersten Frau gegen eine Kostbarkeit die Nacht verkauft hat, abends einen Schlaftrunk. Nur die Diener tragen ihm am Morgen eine verworrene Kunde zu von der nächtlich klagenden Frau. Am dritten Abend meidet er den Trunk, vernimmt selbst die Klage, die Erinnerung kehrt ihm zurück, und das Paar hat sich damit wiedergefunden.

Schläferische Taubheit, vernehmendes Wachsein gegenüber den Erinnerungsworten sind in dieser Weise ganz sachlich verknüpft - der Sinn dieses Ablaufs aber scheint doch verborgener zu sein. Mit unwiederbringlichen Kostbarkeiten erkauft sich das junge Weib die Nächte von der zweiten Braut - statt auf eine praktische Weise entweder selbst dem Manne aufzulauern oder ihm in Gestalt von Worten oder Zeichen Kunde von sich zu übermitteln, ein Dienst, den sie ja ebenfalls leicht hätte erkaufen können. Auch sollen es ohnehin die Diener gewesen sein, die ihm den Hinweis auf die Klagende gegeben haben. lhre absonderliche, dem Anscheine nach umständliche oder unzweckmäßige Verfahrensweise muß auch einen sachlichen Grund haben, und der liegt eben darin, daß der Appell an den gemeinen Tagesverstand des Mannes sein Ziel nicht erreichen würde, was in der oben Seite zitierten irischen Fassung auch klar zu Tage liegt. Die Frau muß versuchen, durch die Nacht den Zugang zu seinem auf jeden Fall, ob mit oder ohne Trunk, schlummernden Gedächtnis zu finden, muß suchen, die in umnachtete Tiefe abgesunkene Gemeinsamkeit der Erinnerung wieder ins Tagesbewußtsein zu heben. Indem die zweite Braut, die dämonische Gefährtin in der Entrückung, den Mann absichtlich in Tiefschlaf versenkt, verhilft sie sogar dazu, den sinnvollen Vorsatz der ersten Frau zu verwirklichen. Auch die horchenden Diener könnte man als eine Teilkraft im Helden selbst auffassen, als ein Bild für sein Ahnungsvermögen, insofern sie dem im Tiefschlaf scheinbar gehörlos Versunkenen eine erste ferne Witterung vermitteln von dem, was in ihm aufdämmern will. - In dieser Szenerie wäre daher der durch den Trunk hervorgerufene Zwangsschlaf alles andere als ein Verschluß für das Miterleben, sondern vielmehr ein Zauberschlaf, der gerade zum Aufschließen der verkapselten Erinnerung verhilft.

Sehen wir uns veranlaßt zu behaupten, daß die Suchwanderin notwendigerweise die Verbindung zum Nachtbewußtsein ihres Mannes herzustellen sucht, dann erinnern wir uns daran, daß die Nacht für das Märchengeschehen uberhaupt eine bedeutsame Rolle spielt. Gewiß geht in den Märchen vieles auch unterm Tageshimmel vor, und wir haben schon gesehen, daß dies nicht etwa bedeutet, es verliefe das Geschehen in leibhaft-nüchterner, alltäglicher Weise. Auch im Sonnenschein, gerade auch am hohen Mittag vermag das Geschehen unter den Spiegel des Bewußtseins hinabzutauchen. Aber symbolisch für diese Nachtseite der Natur ist eben auch die Erdennacht, in die das märchenhafte Erzählen manches höchst Wichtige hineinlegt.

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